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MOZART
Schloß Kleßheim, Salzburg 1991

KAMMERMUSIK [GRAF+ZYX]
Raumkonstruktion mit Video 1990/91
Im Rahmen der Ausstellung »Mozart - Bilder und Klänge«

KATALOG

An die Außenwand des Schloßes Kleßheim wird ein Raum in der Form eines auf der Spitze stehenden Würfels gebaut. Innengröße des Raumes ca 8 x 8 x 8 m (für ca. 35 Personen).
VORARBEIT ZU EINEM VISUELLEN ARRANGEMENT
Phantastisch! Hast du bemerkt, wie der Komponist im dritten Satz ein rhythmisches Muster aus den Intervallen der Krebswendung seiner Originalgrundgestalt geschaffen hat?1

Was geschieht, wenn wir hier mit einem willkürlichen Samen beginnen, beispielsweise mit x=0,04?
Die Bahn, die sich daraus ergibt, ist in Abbildung 15-3 oben zu sehen. Wie man sieht, passiert etwas sehr Hübsches. Zuerst steigen die Werte in die Nähe von x* (jetzt ein instabiler Fixpunkt von f), dann aber drehen sie sich allmählich spiralenartig nach außen und finden schließlich nach und nach zu einer Art »Quadrille«, indem sie zu zwei Spezialwerten x*1 und x*2 konvergieren.
Dieses elegante Oszillieren nennt man einen 2-Zyklus, und das x-Wertepaar (x*1 und x*2), aus dem dieser 2-Zyklus besteht, wiederum einen Attraktor - genauer gesagt handelt es sich um einen Attraktor der Periode 2.
Dieser Ausdruck besagt, daß unser 2-Zyklus stabil ist: Er zieht x-Werte weit und breit an sich, sobald f iteriert wird. Schließlich verfällt die Bahn für jeden positiven Wert des Samens (außer x* selbst) dem gleichen Tanz.
Damit soll ausgesagt werden, daß sich die Bahn dem perfekten 2-Zyklus, der sich aus den Punkten x*1 und x*2 zusammensetzt, asymptotisch annähert, auch wenn sie diesen nie ganz exakt erreicht.
Vom Standpunkt eines Physikers her gesehen aber wird die Genauigkeit der Annäherung so groß, daß man ebensogut sagen könnte, die Bahnen sind dem Attraktor »in die Falle« gegangen.2

1 aus Russel Garcia: Das Moderne Arrangement. Band 2, S. 69
2 aus Douglas R. Hofstadter: Metamagicum. S. 391



Planzeichnung: Franz Fonatsch












Raumfotos: David M. Peters,
© Salzburger Landesausstellungen
In Assoziation zu 3 kammermusikalischen Stücken Mozarts entwerfen wir ein raumdynamisches System, in welchem elektronische Medien (Video, Computer) und skulpturale Raumstrukturierung als psychische Erreger wirksam werden und so subjektabhängige, fiktive Objekt- und Raumbewegungen entstehen lassen.

2 parallel laufende unterschiedliche Videobänder werden auf mehreren in die Raumkonstruktion eingebauten Monitoren gezeigt und erzeugen gemeinsam mit der bildnerischen Raumgestaltung (Holz, Stahl, Licht) ein Spannungsfeld, ein Ambiente der Gegenwart, in dem ein von der Prägung durch die Umgebungsästhetik der Vergangenheit befreites, unbelastet konzentriert
heutiges Erleben klassischer Musik ermöglicht wird.

Minimalisierte Computer-Bildstrukturen werden mit rhythmisierten und verfremdeten Video- und Filmsequenzen synchronisiert und mit anderen stilistischen Versatzstücken zu einer räumlichen Einheit arrangiert. Dabei werden auch die aus der Architektur gewonnenen Erfahrungen in den ambivalenten Zwischenbereich zwischen künstlerischer Reflexion und designhafter Affirmation übertragen und zu einer synthetischen Medienwirklichkeit stilisiert.